Abfahrt vom Col du Tourmalet
Vom 10. - 17. September fuhren die Radsportfreunde mit 18 Leuten über die Pyrenäen, von Ost nach West. Von Carcassonne ging es auf 7 Etappen, flacher oder steiler ohne Ruhetag über gut 700 km quer durch die Pyrenäen bis an den Atlantik. Nachfolgend ein kleiner Bericht:
-2. Tag, Mittwoch, 8.9.
Los ging es eigentlich bereits am Mittwoch, als alle Räder zum Transport abgegeben wurden. Am Donnerstag fuhr der Bulli dann los gen Südfrankreich, mit dem wichtigsten Gepäck der Radsportfreunde an Bord. Während der Tour war er dann Begleitwagen und versorgte die Radler, und sorgte danach auch für den Rücktransport der Räder.
1. Tag, Samstag, 10.9.
Für viele war es noch mitten in den Nacht, als es etwa um 6 Uhr morgens ab Bochum mit dem Auto zum Flughafen nach Charleroi bei Brüssel ging. Auf einem Industriegelände nahe dem Flughafen wurden die Wagen abgestellt und nach und nach trudelten alle am Flughafen ein. Ab in den Flieger und auf nach Carcassonne, wo wir pünktlich gegen 13 Uhr landeten. Hier warteten schon die Begleitwagen und unsere Räder auf uns. Schnell die Räder zusammengebaut, ging es nach kurzem Aufenthalt ab in die Stadt. Schon nach den ersten 3 km fehlten aber plötzlich 2 Radsportfreunde.... Das ging ja gut los!
Nachdem sich dann doch alle orientiert hatten ging es durch die wunderschöne Innenstadt zur Cité. In dieser komplett erhaltenen mittelalterlichen Stadt mit Unmengen von Touristen konnten die Räder nur geschoben werden. Nachdem wir die Ausgänge durch die 2 mächtigen Stadtmauern gefunden haben, wurde es außerhalb merklich ruhiger und das eigentliche Radeln begann. Auf kleinen Straßen, ungestört von Autos und Motorrädern, ging es bei Sonne und über 30° leicht wellig im Tal der Aude Richtung Süden. Zwischen den Weinfeldern rückten am Horizont immer öfter die hohen Berge der Pyrenäen ins Blickfeld, die in den nächsten Tagen auf uns warteten. Nach gut 30 km waren wir in Limoux, hier lockte der Stadtplatz mit Brunnen und Bistros zu einer ersten Rast. Nach einigen kühlen Getränken ging es auf den 2. Teil der Etappe, bei der auch eine erster Anstieg von gut 200 hm zu überwinden war. Gegen 18 Uhr erreichten wir dann unser erstes Hotel in Quillan. Hier trafen wir eine belgische Radsportgruppe, die fast am Abschluss ihrer Pyrenäendurchquerung vom Atlantik zum Mittelmeer hier Station machte. Im Hotel wurde dann ein reichhaltiges 3-Gänge Menue serviert, dabei stimmten wir uns mit dem leckerem Essen und ebensolchem Wein auf die nächsten Tage ein.
2. Tag, Sonntag, 11.9.
Für das heutige Ziel Tarascon-sur-Ariège gab es wie auf allen weiteren Etappen 2 Strecken, eine gut 100 km lange Strecke über den Col de Pailhères sowie flacher über gut 80 km und mehrere kleinere Cols, wobei die letzten 20 km beider Strecken über die Route de Corniches identisch waren.
Gut die Hälfte der Radsportfreunde entschied sich heute für die steilere Strecke. Hinter Quillan ging es erstmal durch etliche steile Schluchten leicht bergauf. Es war sehr beeindruckend, wie neben dem Fluss hier die Straße regelrecht aus den Felsen herausgehauen war. Nach gut 30 km, hinter Mijanes, begann dann der eigentliche Anstieg auf den Col. Dabei galt es noch 871 hm auf 10,4 km zu überwinden, ohne störenden Verkehr und in einer grandiosen Landschaft. Auf der Passhöhe erwartete uns dann der Begleitwagen an einer Schutzhütte mit dem Col-Schild, und einige Kühe, die sich nicht durch die schnaufenden Radfahrer stören liessen. Bei strahlendem Sonnenschein war es auch auf dem Gipfel in 2001 m Höhe noch recht warm. Aus dem Begleitwagen wurden die Radler mit Getränken und Proviant versorgt, ehe es dann in die Abfahrt über 1000 hm tiefer nach Ax les Thermes ging. Das Fest am Rand der Innenstadt interessierte weniger, vielmehr fanden sich die Radsportfreunde bei kühlen Getränken auf dem zentralen Stadtplatz ein. Nach einigen weiteren km durch das Tal der Ariege ging es rechts ab in den Berg. Rund 300 hm gab es hier zu bewältigen, um auf die wunderschöne Route de Corniches zu gelangen. In herrlicher Landschaft, mit leichtem Gefälle, ging es dem Ziel entgegen, das alle um kurz nach 5 erreicht haben. Hier gab es dann ein erstes Bier im Patio unseres Hotels Confort, direkt an der Ariège gelegen. Nach dem Duschen, Stadtbesichtigungen u.a. ging es wieder zum Essen, diesmal in ein benachbartes Restaurant. Ein reichhaltiges 3-Gänge Menü, mit Fisch oder Geflügel, leckerem Wein und anderen Getränken stärkte uns für die anstehenden Aufgaben. An den nächsten 3 Tagen standen ja jeweils Etappen von 130-150 km und bis zu 4000 hm auf dem Programm.
3. Tag, Montag, 12.9.
Früh aufstehen war angesagt, da heute auf beiden Strecken ca. 150 km zurückzulegen waren. So ging es bereits um halb 9 Uhr los, wobei uns auf der steileren Strecke 5 amtliche Cols und über 3700 hm erwarteten. Die Begleitwagen besuchten derweil noch den örtlichen Intermarché und füllten die Vorräte auf.
Unmittelbar hinter Tarascon ging es gleich in den Col de Port. Je höher man kam, ums einsamer wurde es, und der wenige Verkehr wurde noch weniger. Am Gipfel waren wir dann zwischen einer Herde von frei laufenden Pferden, die durchaus Interesse an unseren Rädern zeigten. Nachdem sie diese beschnuppert haben, und einige umstiessen, machten wir uns auf die Abfahrt nach Massat. Hier gab es erstmal eine Kaffeepause, und auch der Begleitwagen erreichte uns wieder. Weiter ging es auf sehr schmalen, aber gut asphaltierten Straßen auf den Col de Saraillé und dann fast 1000 hm rauf auf den Col de la Core. Ohne Verkehr kam es bei den Abfahrten nur zu gefährlichen Begegnungen mit Tieren, besonders einem Hund, der meinte, es mit allen Radsportfreunden aufnehmen zu können, was für ein Spinner! Weiter ging es auf den durch die Tour bekannten Col de Portet d'Aspet, wo wir uns auf der Passhöhe an einem Brunnen erfrischen konnten. Auf den Straßen waren hier noch etliche Namen von Tourfahrern zu lesen, teilweise schon Jahrzehnte alt. An der Abfahrt hielten einige am Denkmal für den hier tödlich verunglückten Tourfahrer Fabio Casartelli an. Mit dem Col de Menté stand dann der letzte Berg des Tages an. Gut 800 hm auf vielen weiten Serpentinen wurden bewältigt. Nach einer langen Abfahrt erreichten wir das Tal, durch das wir in weitgehend geordneter Einerreihe dem Ziel in Bagnères-de-Luchon entgegen rasten. Hier residierten wir zentral neben der Kirche im mondänen Hotel Panoramic, welches von 2 Belgiern geführt wurden, die ausnahmsweise mal sehr gut deutsch sprachen. Während unsere Räder im kleinen Fahradkeller aneinander kuschelten begaben wir uns in ein 100 m entferntes Restaurant, wo für uns ein sehr leckeres 4-Gänge Menü vorbereitet war. Zur Verdauung spazierten die meisten danach noch durch den mondänen Kurort. Hier war noch vielfach zu erkennen, das Bagnères-de-Luchon wenige Wochen zuvor noch Zielort einer Tour de France Etappe war.
4. Tag, Dienstag 13.9.
Heute führte die steilere Strecke über 3 Klassiker der Tour de France. Mit dem Col der Peyresourde, Col d'Aspin und dem Col du Tourmalet standen 3 bekannte Pässe auf dem Programm mit jeweils 900 - 1400 hm Anstieg. Auf diesen geschichtsträchtigen Straßen haben sich ja schon viele Dramen der Tour abgespielt, wir waren gespannt, wie es uns erging. Trotz der Strapazen der letzten Tage nahmen immerhin 10 Radsportfreunde diese Strecke in Angriff, und alle bewältigten sie.
Auf dem Col der Peyresourde gab es erstmals Gastronomie auf einer Passhöhe, und das mit unglaublichen Preisen (12 Crêpes für 5 €). Nach der Abfahrt und kurzer Rast im wunderschönen Arreau ging es dann in den Aspin. Vom Nachbartal näherte sich zwar sichtbar der Rauch eines Waldbrandes, dieser beeinträchtigte uns bei der Auffahrt jedoch nicht, eher schon der Felgenriss eines Rades. Dann ging es in den Tourmalet. Landschaftlich nicht der schönste Col, ist er doch, besonders nach den beiden vorherigen Pässen, eine große sportliche Herausforderung, die alle gemeistert haben. Zum Lohn gönnten sich manche Trikots, und es gab ein Gruppenbild unter der Radskulptur auf der Passhöhe. Es wurde ein Gruppenbild mit Dame.......
Nach einer ewig langen Abfahrt durch eine atemberaubende Landschaft näherten wir uns dem Zielort Argelès-Gazost. Gegen 18 Uhr gaben wir in einem Radladen am Ortseingang die defekten Räder mit Felgenriss und ein anderes mit Lagerproblemen, ab. Ohne Voranmeldung wurden diese spontan noch am gleichen Abend repariert und um 19:30 Uhr abgeholt. Die Unterkunft war in einem urigen Hotel, das von einem sehr betagten Ehepaar geführt wurde. Die nostalgisch eingerichteten Zimmer und ein leckeres Essen mit gutem Wein bleiben wohl allen in Erinnerung von diesem Hotel.
5. Tag, Mittwoch 14.9.
Die heutige Etappe sollte uns nach Spanien führen, und war für beide Strecken nicht nur von den Zahlen her die anspruchsvollste. Denn über Nacht hat sich das Wetter gedreht und es regnete kräftig am Morgen. Mit deutlich unter 20° war es auch fast 15° kälter als an den Vortagen.
So machten sich nur noch 4 Radsportfreunde auf die steilere Strecke. Hinter dem Ort ging es mit dem Col du Soulor und seinen ca. 900 hm im Regen gleich richtig zur Sache. Oben angekommen ging es nach kurzer Abfahrt auf den Col d'Aubisque. Trotz der meist schlechten Sicht konnte man aber trotzdem, auch durch die Gerüche, die unglaublich schöne Landschaft erahnen. Auf dem Gipfel gab es zum Glück wieder eine Gastronomie zum Aufwärmen. Die berühmte Skulptur der überdimensionalen 3 Räder auf der Wiese verschwand im Nebel, und außer ein paar Verrückten einer holländischen Radsportgruppe und britischen Wanderern war niemand in der Gegend. Die Abfahrt verbrachten wegen der Kälte und Nässe nun alle im Bus.
Im Tal wurde es zwischenzeitlich etwas trockener, so das einige wieder auf dem Rad den Col de Marie-Blanque in Angriff nahmen. Viel dichter Wald prägten die Landschaft, und viele Tiere, Schafe, Ziegen, Esel, Pferde, Pyrenäen- und andere Hunde, Kühe und Rinder, sie waren auf den Straßen deutlich zahlreicher anzutreffen als Menschen. Nachdem der Regen wieder stetig zunahm verblieb ein einziger auf dem Rad und wurde bei den folgenden Cols d'Hourataté und de Labays von 3 Mann im Wagen Tour-de-France-mäßig versorgt und angefeuert.
Am Aufstieg zum Col de la Pierre Saint-Martin führten die beiden Strecken wieder zusammen, wobei die erste Truppe hier schon durch war. Dann ging es nur noch fast 30 km bergab, bei bestem Asphalt, aber auch kalt und windig, nach Isaba ins wunderbare Hostal Ezkaurre. Im 100 m entfernten Restaurant erwartete uns abends ein vorzügliches Essen mit sehr gutem Wein, und das Frühstück am nächsten morgen war sicherlich das beste der gesamten Tour. Besonders spät wurde es am Abend allerdings nicht.
6. Tag, Donnerstag 15.9.
Da die heutige Etappe unter 100 km lang war konnten wir wieder etwas länger schlafen und sind erst nach 10 Uhr gestartet Los ging es erst einmal gemeinsam über rund 20 km auf den Alto Laza. Hier erwarteten uns dann beide Begleitwagen auf der Passhöhe, bevor sich nach kurzer Abfahrt wieder die Strecken teilten. Die steilere führte nun über den Port de Larrau nach Frankreich. Es war kalt und windig, doch trocken, und zum Glück konnte man die Sicht auf die unglaublich schöne Landschaft geniessen. In Larrau geb es neben dem einzigen kleinen Laden ein Café, in dem sich alle mit mehreren Heissgetränken aufwärmten. Nach der Abfahrt ging es dann in den sehr anspruchsvollen Col de Bargagui, der mit Steigungen von >13% über mehrere Kilometer den Radsportfreunden alles abverlangte. Wir waren froh, oben eine Gastronomie vorzufinden, in der wir uns stärken und aufwärmen konnten. Der Rest der Etappe ging vorwiegend bergab, mit einigen kleinen giftigen Rampen. Abends gab es wieder ein leckeres 3-Gänge Menü, mit reichlich Nudeln leckerem Wein und vorzüglichem Dessert. Für den nächsten Tag beschlossen wir die Schlussetappe gemeinsam zu fahren, und zwar die flachere Etappe.
7. Tag, Freitag 16.9.
Um kurz nach 10 ging es los und wir erreichten nach 5 km und einigen steilen Rampen Saint-Jean-Pied-de-Port, einen bedeutenden Ort am Jakobsweg. Die schöne Stadt ist sehr geprägt von den Pilgern, von denen viele hier ihren Camino beginnen. Für uns ging es jedoch auf dem Rad wellig weiter durch eine wunderschöne Landschaft, wobei es einige kurze Rampen gab, die auch mehr als 20% Steigung aufwiesen. Nach kurzer Rast in Louhoussa erwischten uns einige kräftige Regenschauer, wodurch die Gruppe etwas zerfiel. Nach und nach kamen bis Bayonne wieder alle zusammen und es ging auf die letzten Kilometer entlang der Küste nach Biarritz zu unserm Hotel am Strand. Aus dem geplanten gemeinsamen Sprung in den Atlantik wurde bei den meisten jedoch nichts, nur zwei trauten sich, die anderen waren froh nach dem Duschen wieder trocken zu sein. Dann ging es erstmal in die Innenstadt, in einen Rockerschuppen, wo sich alle nach und nach auf ein zünftiges Bier einfanden. Für den Abend war das Vereinsessen angesagt, in einem hervorragendem Restaurant gönnten wir uns für relativ kleines Geld köstlich zubereitete Fleich-, Fisch- und vegetarische Gerichte.
Über Nacht ist dann in unserem Hotel der Strom ausgefallen. Daher ging es zum Frühstück in ein nahe gelegenes Partnerhotel, wo wir im sehr noblen Salon ein ausgezeichnetes Frühstücksbuffet erhielten. Bis zur Abfahrt der Taxen zum Flughafen um 11.30 Uhr nutzten die meisten die Zeit zu einer kurzen Stadtbesichtigung. Die mondäne Architektur der Stadt, das südländische Flair und der allgegenwärtige Ozean bleibt dabei wohl vielen in Erinnerung.
Ohne größere Probleme ging es dann zurück, und gegen 20:00 Uhr waren dann alle Fliegenden zurück in Bochum. Der Wagen und die Rädern erreichte dann am Montag heil die Heimat.