Vom 02.09. - 10.09. fuhr eine Gruppe mit 11 Fahrern, darunter 6 Radsportfreunde, durch die Pyrenäen, von Biarritz nach Barcelona:
Am Donnerstag Abend waren bereits 2 Teilnehmer mit allen Rädern im Begleitwagen, einem blauen Ford Tansit, vorausgefahren, die restlichen 9 Fahrer stiegen frühmorgens am Samstag 02.09. in den Thalys nach Brüssel. Von dort mit dem Bus weiter zum Flughafen in Charleroi, wo wir pünktlich um 11.50 ab Richtung Biarritz abhoben. Hier kam nach der Landung um 13:30 Uhr auch gleich der Begleitwagen, der hier seinen Namen Blaubus bekam, und es ging kurz danach auf die Räder. Zuerst fuhren wir durch Biarritz bis an die Atlantikküste, für ein gemeinsames Foto. Dann ging es auf meist kleinen Wegen mit wenig Verkehr durchs Baskenland Richtung Süden. Zwischendurch waren die Wege so klein und waren entgegen der Karte nicht befestigt, dass die Räder auch kurz geschoben werden mussten. Irgendwo passierten wir unbemerkt die grüne Grenze nach Spanien und kraxelten dann einen ersten kleinen Pass hinauf. Nach 60 km und 1000 hm erreichten wir unser erstes einfaches Hotel in Arizkun, einem kleinen baskischen Dorf mit kaum 100 Einwohnern, aber 2 Kirchen. Da die Köchin nach einem Unfall außer Form war wurden wir in ein 3 km entferntes Restaurant zum Essen gefahren. Hier gab es erstmalig das, was uns auch an den nächsten Abenden erwartete: leckeres und reichhaltiges Essen und guten Wein in einer gutgelaunten Herrenrunde. Nachdem alle Bäuche gefüllt waren ging es über Trampelpfade zu Fuß zurück ins Hotel.
Noch frisch und leicht nebelig, das Wetter, ging es morgens nach dem Frühstück um ca. 11 Uhr wieder aufs Rad. Nach wenigen Kilometern erwartete uns da schon mit dem Col d'Ispéguy der erste Pass. Hier überquerten wir erneut die Grenze, nach Frankreich. Da es Sonntag war kamen uns auch einige andere Rennradfahrer aus der Umgebung entgegen, und es war auch eine Rennradgruppe aus Yorkshire in der Gegend. Auf der Abfahrt nach Baïgorry bremsten uns Schafe und ein Esel aus, die unbekümmert auf der Straße umher liefen. Frei laufende Tiere auf der Straße sollten wir in den nächsten Tagen noch öfter erleben. In Saint Jean Pied de Port, einem bedeutenden Pilgerort am Camino, war dann pilger- und touristenmäßig gut was los. Nach etwas Besinnung entschlossen wir uns, alle heute die flacherer Strecke zu fahren. Wellig auf kleinen meist gut asphaltierten Sträßchen ging es gen Osten. In den wenigen kleinen Ortschaften gab es mehr oder weniger bedeutende Kirchen, einige sogar mit Weltkulturerbestatus, die interessierten heute aber irgendwie nicht so. Im wunderschönen Mauléon nach gut der Hälfte der 130 km wurde eine Rast eingelegt, bevor es auf ein regelrechtes Kurveninferno ging. Im welligen Gelände gab es kaum 100 m gerade Straße, und irgendwie flog die Gruppe hier auch etwas auseinander. In Arudy trafen sich dann alle wieder, und es ging auf die letzten km zum Hotel. Bevor es auf die Zimmer ging wurde noch auf der Terrasse bei ein paar Bier über die Erlebnisse des Tages gesprochen. Obwohl wir kaum über 600 m Meereshöhe kamen, hatten wir trotzdem über 2000 hm geschafft. Das sollte sich aber in den nächsten Tagen noch steigern.
Tag 3 Heute gab es auf der Königsetappe neben dem Schlussanstieg über 1000 hm zum Col de Beyrède zwei legendäre Anstiege zum Col d'Aubisque und Col du Tourmalet, die zu den schwierigsten Bergwertungen der Tour de France, Hors Catégorie, gezählt werden. Daneben gab es aber auch weitere Streckenvarianten, dass nur einer (oder keiner) der beiden Anstiege gefahren werden musste. Acht Fahrer fuhren erstmal Richtung Col d'Aubisque. Kurz nach dem Tal ging es durch das heute beschauliche, aber ehemals mondäne Eaux Bonnes, bevor es weiter gut 1000 hm auf den Col d'Aubisque ging. Ein Warmgetränk und Fotos mit den überdimensionalen TdF-Rädern gehörten hier neben der Verpflegung aus dem Blaubus zum Pflichtprogramm auf dem Gipfel. Rechtzeitig, kurz bevor die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt wurde, ging es weiter, über den Col du Soulor auf eine Abfahrt auf nagelneuem Asphalt Richtung Argelès-Gazost. Drei Unerschrockene bogen vor dem Ort Richtung Tourmalet ab, für die anderen ging es über eine ehemalige Bahntrasse weiter Richtung Lourdes. Auf dem Anstieg zum Tourmalet traf die Gruppe auf die drei Fahrer, die den Aubisque flacher umfahren haben. An der Passhöhe des Tourmalet war es jedoch so kalt und nebelig, dass sich hier keiner lange aufhielt und alle schnell weiter fuhren. Wegen eines defektem Schalthebels musste einer die Abfahrt im Auto bestreiten. Hinter Campan führten alle Strecken wieder zusammen und es ging ein Stück in den Anstieg zum Col d'Aspin. Vor der Passhöhe ging es links ab zum Col de Beyrède. Diese letzten 1000 hm waren dann nochmal besonders anstrengend, da die Strecke nur in Teilen richtig befestigt war und es große Abschnitte über Schotter ging. Nach und nach trafen aber alle bis 20 Uhr in der Auberge du Col de Beyrède ein und gönnten sich erstmal das ein oder andere Bier. Alle hatten immerhin rund 120 km mit 3700 - 4700 hm hinter sich, was nach Stärkung verlangte. Stephane, unser Gastgeber, hat uns dann mit einer herrlichen Suppe und vielem anderen sowie leckerem Wein aus ökologischem Anbau verwöhnt, so dass die Strapazen des Tage schnell vergessen waren und die vielen schönen Erlebnisse die Gespräche bestimmten. Genächtigt wurde jugendherbergsmäßig in 3-4 Bett-Zimmern, mal was anderes als die komfortablen Zimmer der vorherigen Nacht....
Tag 4 Blauer Himmel und ein fantastisches Bergpanorama begrüßten uns an diesem Tag! Zwei Frühaufsteher meisterten vor dem Frühstück schon erfolgreich eine Operation am offenen Schalthebel. Nach den Anstrengungen des Vortags entschieden sich heute wieder alle 11 für die flachere Streckenvariante. Erstmal ging es über diesmal durchweg befestigte kleine Wege 10 km lang bergab, bevor es dann wellig über ebenso kleine Wege weiterging. Auf dem Weg Richtung Spanien passierten wir mit Saint-Bertrand-de-Comminges eine weitere Weltkulturerbestätte, die uns zu einer Rast veranlasste. Kaum zu glauben, das dieses heute kaum 200 Einwohner zählende Dorf zur Römerzeit mit 60.000 Einwohnern eine der größten Siedlungen Europas war. Die dann viel später errichtete imposante Kirche lässt etwas erahnen, wie bedeutend der Ort einst war. Nun ging es weiter Richtung Spanien, zum wohl einzigen Grenzübergang der Pyrenäen, der weder über einen Pass noch durch einen Tunnel führt. Obwohl für LKWs den Schildern nach eigentlich gesperrt begegneten uns diese auf der Strecke zu Hunderten, so dass es weitgehend in Einerreihe voranging. Beim Überholen wurde aber der in Spanien vorgeschriebene seitliche Mindestabstand von 1,5 m zu Radfahrern fast immer vorbildlich eingehalten, so das es zu keinen gefährlichen Situationen kam. Bei knapp 30° und kaum Wind hatten wir heute bestes Wetter. so dass wir in Bossòst eine weitere kleine Rast in einer Tapas-Bar einlegten, bevor es dann auf einer breiten gut asphaltierten Straße mit wenig Verkehr wieder bergauf ging. Erst sehr flach, dann etwas steiler mussten nochmal gut 1000 hm auf den letzten 40 km überwunden werden zu unserem heute wieder sehr komfortablem Hotel in Bagergue.
Tag 5 Mangels Straßen in der kaum besiedelten Gegend gab es heute nur eine 125 km lange Streckenvariante über 2 anspruchsvolle Berge mit ca. 2400 hm. Dichter Nebel beim Blick aus dem Fenster ließ morgens einiges befürchten, doch wie von den Einheimischen vorhergesagt sah es nach dem ersten Pass schon ganz anders aus.
Nach kurzer Abfahrt ging es durch weitläufige Skigebiete rauf zum Port de la Bonaigua, wieder auf über 2000 m Meereshöhe. Dann folgte eine ewig lange Abfahrt, teils schnurgerade auf breiter Straße, wo alle mit teils über 80 km/h hinunterrasten. Danach ging es in Llavorsil wieder zu den Tapas, bevor wir mit dem Port del Cantó den zweiten Berg des Tages unter die Räder nahmen. Leichtes himmlisches Grummeln im Hintergrund beflügelte dabei im Anstieg die Beine etwas. Auf der Passhöhe gab es nur kurz Verpflegung aus dem Blaubus, bevor es in die lange Abfahrt Richtung La Seu d'Urgell ging. Während dessen legte sich auch das Grummeln wieder. Über Nebenstraßen wurden die letzten flachen km in unser mondänes Hotel Andria bewältigt. Trotz eines Kettenrisses waren alle rechtzeitig im Ziel, so dass vor dem Essen noch eine kurze Stadtbesichtigung möglich war, die wirklich niemand bereute. Das Abendessen auf der Hotelterrasse im Zentrum dieser quirligen Stadt war dann auch nicht nur geschmacklich ein tolles Erlebnis.
Tag 6 Heute teilte sich die Gruppe wieder auf, neben 2 Blaubusfahrern fuhren 4 die leichtere Strecke und 5 die schwerere Strecke. Die leichtere über 75 km hatte aber auch fast 2000 hm, und es ging am Coll de la Creueta wieder auf knapp 2000 m Meereshöhe. Die schwerere Stecke kam nicht so hoch, war aber mit ca. 120 km und gut 3000 hm recht anspruchsvoll. Lohn für diese Strapazen war aber ein Streckenpanorama, was seinesgleichen sucht. Abgelegene, aber gut asphaltierte Straße führten durch kaum besiedelte Täler und über Bergketten und gaben Blicke frei für großartige Aussichten, wie das malerische Josa de Cadí oder der Pedraforca mit dem Doppelgipfel, dazu viele weitere Highlights. Auch der Zielort Castellar de N’Hug war ein wunderschönes Bergdorf, in dem wir bestens versorgt wurden.
Auf der leichteren Strecke ist einem Teilnehmer wenige km vor dem Ziel ein schwerer Sturz passiert, bei dem er sich mehrere Knochenbrüche an Rippen und Schulter zuzog. Unter den Teilnehmern war zum Glück ein Medizinprofessor, der fließend spanisch sprach und den Verletzten im Krankenwagen ins nächstgelegene 40 km entfernte Krankenhaus begleiten konnte. Hier wurde er für einige Tage stationär aufgenommen.
Die Stimmung am Abend war entsprechend gedrückt, daran konnte dann auch das hervorragende Essen aus lokalen Produkten kaum was ändern.
Tag 7 Für die letzten beiden Etappen gab es nur noch einheitliche Strecken für alle. Nach kurzer Abfahrt aus dem Bergdorf ging es auf gut asphaltierten Forstwegen durch den Nationalpark Serra del Catllaràs mit dem Coll de la Batallola auf nochmal 1204 m. Auf weiterhin kleinen Wegen ging es dann am Riera de Merlès entlang fast 35 km bergab, bis wir in Prats de Lluçanès an einer Tapas-Bar unter Platanen eine Rast einlegten. Über kleine Nebenwege folgten wir, zwar meist bergab, jedoch mit einigen giftigen Rampen, weiter unserem Track bis zur Ortschaft Mura kurz vor dem Ziel. Als uns hier der Track wieder über unbefestigete Wege führen wollte folgten wir dem Rat Einheimischer, die uns einen anderen Weg zum Ziel empfahlen. Dieser war zwar ebenfalls nur teilweise befestigt, doch konnte er durchgehend mit den Rädern befahren werden. Das spektakuläre Hotel El Puig de la Balma, in einer horizontalen Felsspalte eingebaut, entschädigte dann für alle Strapazen. Das uralte Gebäude, halb Höhle, halb Haus, wird seit 27 Generationen von einer Familie bewohnt und bietet trotzdem erstaunlichen Komfort in dieser Abgeschiedenheit. Obwohl es abends recht kühl war ließen wir es uns nicht nehmen das Essen auf der Terrasse vor der spektakulären Kulisse einzunehmen. Im Obergschoss unter der Felsendecke trafen sich dann noch einige zum Tischtennis, bevor es zu Bett ging.
Tag 8 Unsere letzte Etappe nach Barcelona stand an. Zuerst ging es zwischen skurrilen Felsformationen zum Coll d'Estenalles. Man bekam hier eine Ahnung, woher die besondere Formensprache katalanischer Künstler Gaudi, Dali oder Picasso wohl herkommen könnte...
Am Coll d'Estenalles waren dann am Samstag Mittag schon etliche Rennradfahrer unterwegs, viele mit fast professionellem Material, und auch in fast professionellen Tempo...
Nach der Abfahrt führte uns ab Matadepera ein in Barcelona lebender Deutscher weiter. Kurz vor dem Ziel setzte in Sabadell dann der Regen ein, der zunehmend stärker wurde. Noch einmal ging es hoch über die Bergkette um Barcelona, bevor uns unser Begleiter durch die Stadt direkt zum Strand am Mittelmeer führte. 4 Leute gingen hier direkt mit den nassen Radklamotten ins 26° warme Wasser. Danach auf dem Rad ging es weiter entlang von Strand und Hafen zu den Ramblas, in deren Nähe sich unser Hotel befand.
Nachdem wir uns in einer Bar getroffen haben ging es abends in die Wohnung eines Profi-Kochs, bei dem wir zu einem fulminanten 7-Gänge Menü verabredet waren. Inspiriert durch die navarrische Küche aus dem Baskenland zauberte er uns unglaubliche Köstlichkeiten und reichte dazu einen jeweils passenden Wein.
Den Abend beschlossen einige noch mit einem kurzen Barbesuch bevor sie ins Hotel zurückkehren. Die meisten jedoch feierten und tanzten durch und kehrten erst morgens um 7 ins Hotel zurück. Obwohl es dann morgens etwas stressig wurde erreichten alle rechtzeitig den Flieger um 12:50 Uhr und die beiden Blaubusfahrer fuhren nach einem Nachmittag am Strand abends los gen Bochum, wo sie dann am Montag Abend eintrafen.